Gemeiner Riesenschirmling, Parasol

Macrolepiota procera (SCOP.:FR.) SINGER

Parsol (Foto: Jürg Rothenbühler)

Junge Fruchtkörper mit geschlossenem, kugeligem Hut haben eine paukenschlegelartige Form. Nach dem Aufschirmen erreicht der Hut eine Breite von 12–30(–40) cm. In der Mitte verbleibt ein stumpfer, abgesetzter Buckel. Während des Aufschirmens reisst die Huthaut auf, so dass mittelgrosse, locker verteilte und konzentrisch angeordnete Schuppen entstehen. Sie heben sich durch die dunkle Färbung deutlich vom überwiegend weissen Untergrund ab und reichen nicht bis zum Rand. In der Mitte reisst die Hutoberfläche kaum auf, wodurch sie glatt und dunkelbraun bleibt. Die Lamellen sind zunächst weiss, später cremefarben. Sie sind nicht mit dem Stiel verbunden und lassen sich leicht vom Hut lösen. Das Sporenpulver ist weiss bis blass. Der Stiel wird 15–40 cm lang und 1–2,5 cm dick. An der Basis ist er knollig verdickt und dort bis zu 4–5 cm breit. Die Stielrinde zeigt nach der Streckung auf der gesamten Länge eine braune Natterung auf hellem Grund. Der Ring ist dick, wattig und verschiebbar. Er ist doppelt aufgebaut und besitzt eine Laufrille. Der untere Teil ist braun geschuppt. Das weisse Fleisch bleibt bei Verletzung unverfärbt. Es riecht schwach pilzartig und schmeckt etwas nussartig.

Der Gemeine Riesenschirmling ist in fast allen Waldgesellschaften auf lehmigen, frischen Böden anzutreffen. Dabei werden lichte Buchen-, Eichen- und Eichen-Hainbuchen-Wälder auf nährstoffreichem Untergrund sowie entsprechende Fichtenforste als auch Wiesen und Weiden, Parks, Weg- und Waldränder bevorzugt. 

Die Fruchtkörper erscheinen von Juli bis November, gelegentlich auch früher oder verspätet. Im mediterranen Europa sind sie bereits ab Mai zu finden. Sie treten einzeln bis gesellig, manchmal auch in Hexenringen auf.

Der Name Parasol ist eine veraltete Bezeichnung für „Sonnenschirm“ und spielt auf seine charakteristische Form – grosser, schirmartiger Hut auf einem langen, dünnen Stiel – an.

Alle Formen des Gemeinen Riesenschirmlings sind essbar und gelten als gute Speisepilze. Verwendet werden meist nur die Hüte, die sich ähnlich wie Schnitzel zubereiten lassen. Die Stiele sind oft zäh und nicht zum direkten Verzehr geeignet, können aber zu Pilzpulver verarbeitet werden. In sehr seltenen Fällen wird von Übelkeit und Brechreiz nach dem Konsum berichtet.

Artabgrenzung

Der kleinere und ungeniessbare Spitzschuppige Stachel-Schirmling (Lepiota aspera) sieht ähnlich aus und wächst an vergleichbaren Standorten. Er hat einen unangenehmen Geruch und einen hängenden, nicht verschiebbaren Ring. Der sehr seltene Gift-Safranschirmling (Chlorophyllum venenatum) und die in Nordamerika heimische, aber auch in Europa vereinzelt vorkommende Art Chlorophyllum molybdites verursachen starke Magen-Darm-Beschwerden. Letztere Art soll in den Vereinigten Staaten für die meisten Pilzvergiftungen verantwortlich sein.

Unter den nahen Verwandten ist eine Abgrenzung besonders schwierig. Der Gemeine Zitzen-Riesenschirmling (M. mastoidea), der nach einigen Auffassungen als M. procera var. konradii dem Gemeinen Riesenschirmling untergeordnet wurde, unterscheidet sich durch zierlichere Fruchtkörper, einen Ring ohne Laufrille und einen nur schwach genatterten Stiel. Der Sternschuppige Riesenschirmling (M. rhodosperma) bildet meist kleinere Fruchtkörper. Er hat nur lose aufliegende, leicht ablösbare Hutschuppen, deren Ränder sich oft abheben. Die Lamellen besitzen mitunter einen rosa Schein. Der Stiel ist meist schwächer genattert als beim Gemeinen Riesenschirmling. Der Grünfleckende Riesenschirmling (M. olivascens) und dessen f. pseudoolivascens besitzen einen grünlich verfärbenden Hut. Der Nordische Riesenschirmling (M. nordica) weist kleinere Hutschuppen auf. Seine Lamellen sind weisslich bis rosa gefärbt und besitzen oft eine grauschwarze Schneide. Der Stiel ist fast kahl oder nur an der Basis leicht aber gröber als beim Gemeinen Riesenschirmling genattert. Der Ring ist doppelt oder komplex. Der Verkannte Zitzen-Riesenschirmling (M. prominens) besitzt einen deutlich gebuckelten Hut mit meist kleineren, ockerfarbenen Schuppen. Bei dieser Art ist auch die Hutmitte geschuppt. Der Stiel weist eine feine, entferntere Natterung auf. Der Ring ist einfach oder wenig komplex.

Textquelle: Wikipedia